und schon geht es los. Was für ein Hund soll es sein? Rüde, Hündin, Rassehund, Mischling, groß, klein, kurzhaarig, langhaarig, keine Haare, Welpe, erwachsener Hund usw, usw, usw.
Wo soll er leben? Im Haus, im Zwinger, im Keller... auch hier die unterschiedlichsten Intentionen. Vielfach geprägt von Meinungen, "Wissensinhalten" die sich schematisch in vielerlei Fachliteratur/Denkweisen widerspiegelt. Hierbei oftmals um alles zu vermeiden, was irgendwie in Verbindung gebracht werden könnte, das eine "Vermenschlichung" vermutet wird. Auch so ein Schlagwort, das geprägt wurde von Menschen... Natürlich weiß letztendlich eigentlich niemand wie es genau zu definieren ist.
Es fällt auf, das immer versucht wird zu schematisieren, einzuordnen. Individualität bleibt dem Menschen. Das ist natürlich völliger Nonsens, doch einfach. 
Da wir Zweibeiner geneigt sind, den Hund in einfache Strukturen zu pressen, versperren wir uns den Blick auf ein Lebewesen, das sich weit differenzierter zeigt als uns allgemein lieb ist. Dies zu begreifen, zu verinnerlichen, fordert nun, die Augen zu öffnen, zu lernen, zu verstehen.
Da bricht so manches anerzogene Weltbild in sich zusammen. Kultur, religiöse Einflüsse, Erziehung die darauf abzielt abzugrenzen anstatt zu "öffnen", vernebelt. 
"Es kann nicht sein, was nicht sein darf!"

Ich kann mich artikulieren...

Schließlich ist der Mensch die Krone der Schöpfung, da darf es nichts geben das diese Stellung ankratzt. Warum eigentlich??
Lassen wir doch dieses einzig auf den Menschen bezogene Denken einfach mal beiseite. Klar, sachlich, ohne nun in esoterische Bereiche zu driften.
Neue Publikationen zeigen auf, das der Hund fühlt, seiner Art entsprechend denkt, er zeigt Interaktion im Umgang mit uns wenn wir es zulassen, ist lernfähig, entwickelt Konfliktstrategien, sein Sozialverhalten ist umfassend, analog mit den Mechanismen dieser  universellen Form des Zusammenlebens.
Doch er ist ein Hund! Er tapselt nicht auf zwei Beinen herum, er hat zumeist viel mehr Haare, sein Äußeres unterscheidet sich selbst innerhalb seiner Art gravierend. 
 
Sicher, er formuliert keine Worte, wenngleich seine Form der Kommunikation kein Deut schlechter ist, wenn versucht wird zu verstehen. Auch hierbei nicht nach Schemata, sondern individuell auf das Einzeltier bezogen.
Wenn nun all diese Zeilen berücksichtigt würden, gäbe es weit weniger Missverständnisse mit dem Hund als allgemein dargelegt werden. Und auch dafür wird die "Medizin" geliefert. Unüberschaubare Erziehungsmethoden, Handlungsweisen. Eine "Religion" um z.B. Clicker und Co. wird gebildet. Und wer weiß, welche Spielereien irgendwann in Mode kommen werden. Bei allen vermeintlichen Erfolgen wird eines außen vor gelassen, die Erkenntnis, das der Hund nicht in ein Schema zu pressen ist. 
 
Warum wird nicht verstanden, das es sich bei dem Hund um ein komplexes Lebewesen handelt, welches Verhaltensweisen zeigt, die dem Menschen nicht fremd sind. Nicht fremd sein können, da unsere Spezies nicht freischwebend in unserem Gefüge existiert. Ausnahme hierbei die Glaubensrichtung, welche von Adam und Eva ausgeht. Eine romantische Idee, welche den Menschen als ein Lebewesen definiert, das mit den Zusammenhängen, dem Verhalten, ein nicht irdisches Gewand verleiht.
Wobei hierbei hinterfragt werden muss, ob all das, was auf dem Erdboden kreucht und fleucht irdischen Ursprunges ist??  Die Frage ist leicht zu beantworten. Sie ist es definitiv nicht. Unser Erdball hat diese Form des "Vorhanden seins" nicht erfunden. Die Kugel existiert erst ein paar Milliarden Jahre... das Universum ist ungleich älter.
Irdisch, von Menschenhand "geschaffen" sind all die unterschiedlichen körperlichen Ausprägungsformen die sich beim Hund zeigen. auch Einflüsse auf sein Verhalten bzw. spezifische Verstärkungen/Abschwächungen im Verhaltensmuster sind u.a. durch zielgerichtete Zucht "geschaffen" worden . 
"Geschaffen" in Anführungszeichen da nichts Neues erschaffen wurde, da alles schon da war.
 
Müßt Euch halt anstrengen...
Gehen wir nun davon aus, das wir keine exorbitante Stellung innehaben, ein Teil in einem Gesamtkonzept sind, so wird begrifflich, das auch der Hund dazu gehört. Er zeigt andere Verhaltensweisen, andere Rituale, doch in den Grundelementen wie Freude, Furcht, Aggression ist er uns gleich.
Kommt ein Hund ins Haus, so muss all schematisches Denken weichen. Nur im gegenseitigem Lernen, eine Führung die nicht diktatorisch aufgebaut, sozial abgestimmt, mit dem Hang verstehen zu wollen, ist es relativ problemlos, mit dem Hund zu leben ohne das er einem das Leben zu Hölle macht.
Nicht von sich aus, nicht ableitend aus dem Hang destruktiv zu sein, sondern auf Grund unseres Unwissens.
Also heißt es lernen... immer aus dem Gedanken heraus, das Lernen nie endet. Gleichsam Entwicklung. Schauen wir uns unsere Hunde an vor einem Jahr und nun... Es entwickelt sich weiter, es kommt zu Änderungen, Verstärkungen/Abschwächungen im Verhalten/täglichem Tun. Eine Dynamik die sich nicht in irgendeine Schublade pressen lässt.
Von so her ist es schwierig bis beinahe unmöglich eine in sich schlüssige und feststehende Erklärung für gezeigtes Verhalten darzulegen. Einzig erkennen lässt sich ob der jeweilige Vierbeiner mehr auf dem "Kasten" hat als der Vergleichspartner. Es gibt nun einmal - gleichsam beim Menschen - sehr intelligente wie auch - je nach eigener Definition - ziemlich dumme/einfältige Vertreter.
Alles sehr schwierig und doch so einfach. Wird all das berücksichtigt was hier dargelegt wird so könnte es sein, das sich die Augen öffnen. Der Blick auf den Hund ohne Schranken geschieht. Bemerkt dies der Hund, so ist er zur Interaktion bereit. Ist es bei uns Zweibeinern anders???
Um so mehr auf jemand eingegangen wird um so mehr wird er von sich zeigen. Wird er bestätigt, so spornt es an, noch mehr an das Tageslicht zu bringen. Es beginnt ein lebhafter Austausch in verbaler wie auch nonverbaler Form.
Ein Hund, wie auch Mensch, welcher auf eine Tätigkeit/ein Tun reduziert wird verschwendet keinen Gedanken an Entwicklung, bleibt verschlossen, zeigt Verhaltensweisen welche negative bis destruktive Auswirkungen haben.
Ist all das zuviel verlangt, soll der Hund nach landläufigem Denken reduziert bleiben als Befehlsempfänger, instrumentalisiert  z.B. rein als Wachhund, Sportgerät, Verschönerung der Optik etc., so sollte kein Hund ins Haus kommen.  Es ist nichts mehr als die Vergewaltigung eines Lebewesens auf Grund der individuell eigenen Unfähigkeit.
 
Wird der Hund begriffen als vollwertiges Mitgeschöpf, das uns fordert, wir verstehen wollen und mit dem wir in Hausgemeinschaft leben, so kann er kommen.
Er wird zu Anfang Nerven kosten, doch im Laufe seines Lebens eine wichtige Rolle innehaben. Uns vieles lehren können was uns so langsam abhanden geht.
Sei es soziales Verhalten, Ehrlichkeit, Charakter, Rückgrat, wie auch den verschlissenen/kommerzialisierten Begriff Liebe.

Uwe Hermann

 

 

 

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