Auch wenn es gerne totgeschwiegen wird, ist gegenwärtig die gesundheitliche Situation des Leonberger Hundes desolat
Auf jeder Züchterseite liest man seit Jahrzehnten, dass langlebige und gesunde Hunde gezüchtet würden und dies ausschließlich, besser, zumeist als Hobby.
Wenn dem so wäre, müssten wir die desolate gesundheitliche Situation des Leonbergers gar nicht thematisieren.
 
Nachweislich stehen wir folgenden Tatsachen gegenüber:
Die häufigste Todesursache ist der Krebs, dabei führend der Knochenkrebs, zahlreiche Herz- und Kreislaufprobleme (siehe auch DCM).
Auch sei verwiesen auf die  Problematik der LPN, leer bleiben von Hündinnen, Deckunlust bei Rüden usw.

 
Das durchschnittliche Lebensalter des Leonberger Hundes beträgt aktuell 7,xx Jahre.
 
Durch den neuen LPN1-Test sind fast ein Drittel der gegenwärtigen Zuchttiere aus dem Zuchtverzeichnis entfernt worden. Viele der Leonberger zeigen auch charakterliche Schwächen, hauptsächlich in Punkto Scheu und Unsicherheit.
Die Hauptursache der gegenwärtigen genetischen Situation des Leonbergers war und ist der Einsatz von nur wenigen Rüden (meist Champions) innerhalb der Gesamtpopulation. Es gibt Rüden, die bis zu 400 Nachkommen haben. Andere gekörte Rüden kamen überhaupt nicht zum Einsatz was letztendlich zu einer künstlich herbei geführten, weiteren Einschränkung des Genpools geführt hat. Hinzukommend der geringe Bestandteil von Zuchttieren nach Kriegsende.
 
Diese Darstellung ist das Ergebnis unserer jahrzehntelangen Erfassung der Leonbergerzucht.


Eine vernünftige und schnell greifende Maßnahme wäre aus unserer Sicht die Einzüchtung einer anderen Hunderasse. Hauptsächlich um den Genpool zu erweitern und damit eine Grundlage zur gesundheitlichen Verbesserung der Leonberger zu schaffen.
Inzucht/ Linienzucht schafft Problem, das weiß heute doch Jeder. 

Wir fordern nicht das wilde Einkreuzen zur Schaffung einer neuen Rasse. Dieser züchterische Schritt soll kontrolliert und wohl bedacht umgesetzt werden. Grundlage für solch eine züchterische Maßnahme ist auch hier absolute Offenheit der gesundheitlichen Situation der eingesetzten Zuchttiere, das wird sicher auch hier das größte Problem darstellen.

Eine Kontrolle die genau festhält, beobachtet, bewertet. Dazu eine Nachzuchtkontrolle die diesem Anspruch standhält und die den Focus nicht nur auf das äußere Erscheinungsbild, sondern gleichsam die gesundheitliche Situation des Hundes, seiner Vorfahren richtet. Im Idealfall von einer neutralen Instanz, die keinerlei eigene Interessen verfolgt.

Die Zuchtordnung des DCLH sagt unter  § 1 Vorbemerkungen:

Die wichtigste und erste Voraussetzung für ordnungsgemäßes Züchten im " Deutschen Club für Leonberger Hunde e.V. " ( nachfolgend DCLH genannt ) ist die Reinzucht des Leonberger Hundes hinsichtlich seines äußeren Erscheinungsbildes und rassetypischen Wesens.

Erst nach dieser Forderung wird folgender Passus dargestellt:

………….. Erbliche Defekte und Krankheiten werden vom DCLH erfasst, bewertet, veröffentlicht und planmäßig züchterisch bekämpft. Als erbgesund gilt ein Zuchthund der Rasse Leonberger dann, wenn er Standardmerkmale, Rassetyp und rassetypisches Wesen vererbt , nicht aber abweichend davon erhebliche erbliche Defekte , die die funktionale Gesundheit seiner Nachkommen beeinträchtigen würden

Solange die Schönheit und Reinzucht des Leonberger Hundes an erster Stelle steht und nicht seine Gesundheit, ist offensichtlich nicht erkannt worden, was größere Priorität haben soll/muss, um eine verbesserte Gesundheit und eine höhere Lebenserwartung anzustreben.

 

Herr Christoph Jung (Diplom-Psychologe und Biologe) schrieb unlängst: 

„Habe unlängst Aristoteles "Historia animalium" gelesen.
Dort macht er auch eine Aussage zur Lebenserwartung der Hunde vor 2.500
Jahren: "Der lakonische Hund lebt ungefähr zehn, die Hündin zwölf Jahre,
von den übrigen Hundearten leben die meisten Hündinnen vierzehn oder
fünfzehn, einige auch zwanzig Jahre." Und zu den übrigen Hunden zählt er
auch ausdrücklich die Molosser, die es damals schon verbreitet gab. Mit
lakonischem Hund ist ein kleiner, fuchsähnlicher Hund gemeint“

 

Ergo ist es kein Fantasiegebäude zu behaupten, dass auch der Leonberger im Durchschnitt problemlos ein zweistelliges Lebensalter erreichen könnte.
Das dem nicht so ist, beruht auf einer Zucht, die vergessen hat worauf es ankommt.
So manch einer „vertraut“ auf Methoden der Genforschung. Sie kann Hilfestellung geben, doch das Übel nicht beseitigen.
Manch einer vertraut auf die künstliche Besamung. Nur befindet sich dahinter ein lukratives Geschäft, das nicht weiter hilft, eher weitere Probleme schafft.

Nun, welche Rassen wären aus unserer Sicht zur Einkreuzung geeignet und was schränkt in wie weit die praktische Umsetzung ein?
 
Wichtig zu beachten:
Welche Rassen eignen sich aufgrund ihrer Charaktereigenschaften, ihrer gesundheitlichen Situation, ihres äußeren Erscheinungsbildes.
Zu hinterfragen deren gesundheitlicher Status, zu hinterfragen wie das für uns so geliebte Wesen des Leonbergers erhalten bleibt.
Die praktische Umsetzung seitens der Biologie kein Problem. Die Nachkommen indes könnten, was leider oft im Vordergrund steht, nicht den Verkaufspreis erzielen.
Das wiederum ließe sich kompensieren, wenn der zuständige Verein/Verband innerhalb eines entsprechenden Zuchtprogrammes Unterstützung gewährt.
Dafür gibt es dann auf Ausstellungen evtl. weniger Pokale.

Wenn all dies noch begleitet wird von Genetikern, entsprechend ausgerichteten Universitäten, so stehen die Chancen nicht schlecht, die gesundheitliche Situation des Leonbergers zu verbessern.

Wir denken, dass kaum jemand, der Interesse an einem möglichst gesunden, langlebigen Hund hat, sich diesen Argumenten entziehen kann.
Diejenigen, die bei den hier vorliegenden Forderungen aufschreien, müssen sich fragen lassen, was ihnen wichtiger ist:
Ein gesunder Hund, oder aber ein homogenes äußeres Erscheinungsbild das sich als Irrweg zeigt.
Zum Schaden und jeweiligen Leidensweg  des Leonberger Hundes.

Uns ist bewusst, dass diese Vorgehensweise zu weitläufigen Diskussionen führen wird. 

Für den Leonberger Hund vorteilhafter wäre es, nicht zu lange zu diskutieren, sondern gemeinsam daran zu arbeiten, dass es auf Dauer unseren Vierbeinern wieder besser geht. 

Sie sollten nicht fortlaufend beim Tierarzt verweilen, nicht, wie so oft nach wenigen Jahren  sterben, sondern aufgrund einer größeren genetischen Vielfalt gesünder und  langlebiger werden. 

Das sollte Ziel sein.

 

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